Warten auf Mr. Right
Die
elektronischen Tools, allen
voran der von Blue State Digital
entwickelte "Partybuilder",
standen bereit. Das Kunststück
bestand darin, innerhalb von 22
Monaten 20 Prozent der
demokratischen Wähler online zu
organisieren und mobilisieren.
Und das funktionierte vor allem
durch die Person Obama und seine
Botschaft, die auch in digitale
Formate übersetzt werden konnte.
Inzwischen dirigiert ein eigener Online-Stab im Weißen Haus die digitale Kommunikation des Präsidenten. "Organizing for America", das Nachfolgeprojekt der Demokratischen Partei, leitet aber nach wie vor Blue State Digital. Ende 2010 sind bereits die 'midterm elections', in denen neue Kongressmitglieder und Gouverneure bestimmt werden. Und so werden die Unterstützer weiterhin mit regelmäßigen Videoansprachen und Mailings angesprochen.
Das Konzept scheint aufzugehen: Die Parteianhänger bleiben aktiv und spenden, auch wenn etwas von der Leidenschaft fehlt, die den Präsidentschaftswahlkampf begleitet hat. Die Infrastruktur existiert und funktioniert weiter. Das ist etwas anderes als die Politikverdrossenheit, die vor Obama noch herrschte.
Die Krise als Chance
Dass die New-Media-Experten auch
eine Menge politischen Einfluss
bekommen haben, scheint Gensemer
nicht besonders zu
interessieren. Ihm sei es
wichtiger, dass andere
potenzielle Kunden verstünden,
dass die Taktik und die
Instrumente, die beim
Obama-Wahlkampf erfolgreich
waren, auch auf jede andere
Branche übertragbar sind, die im
weitesten Sinne mit "community
organizing" zu tun hat.
Inzwischen arbeiten das amerikanische Rote Kreuz, Al Gores Klimakampagne oder Gewerkschaften mit dem Partybuilder. Ein Brückenkopf in London hat die ersten europäischen Kunden akquiriert, darunter auch der (unterlegene) Londoner Bürgermeisterkandidat Ken Livingston.
Die weltweite Wirtschaftskrise spielt Blue State Digital dabei sogar in die Hände. Viele Institutionen suchen derzeit nach effektiveren Marketinginstrumenten. Und so sind beispielsweise diverse US-Universitäten dabei, das Fundraising im Bereich Alumnis mit der Community-Software neu zu organisieren. Diese wird übrigens von einem 45-köpfigen Technology-Team laufend weiterentwickelt.
Video wird wichtiger
Angesprochen auf den
Präsidentschaftswahlkampf 2012
wagt Gensemer eine Prognose:
Video werde als Format noch
wichtiger werden. Ansonsten sei
es schwer zu sagen, was bis
dahin an neuen Technologien und
Businessmodellen entwickelt
wird, an die man andocken kann
(wie jetzt etwa bei Facebook).
Entscheidend bleibe daher die
Frage, wie gewinnt man die Gunst
der potenziellen Unterstützer
und wie gelingt es, dass
Unterstützer weitere
Unterstützer gewinnen. Das
Budget für die Online-Kampagne
dürfe gerne auch etwas größer
werden als die heute üblichen 5
Prozent. Schließlich geht es ja
um das Geschäft und nicht die
Macht.